Magische Verwandlung

Bereits in der Steinzeit wurden in Mittel-Limburg im Süden der Niederlande Ton und Lehm zur Herstellung von Töpferwaren verwendet.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Reuver eine Keramikfabrik gebaut, die heute unter Denkmalschutz steht, die Greswarenfabriek. Dieses Gebäude wurde im Auftrag der Stichting Onderwijs Midden-Limburg SOML in einen multifunktionalen Komplex umgewandelt, in dem Schülerinnen und Schüler ausgebildet werden. Glamox lieferte Lichtdesign und Beleuchtungssysteme für dieses einzigartige Gebäude.

Ruine oder Juwel?

Für Passanten oder Laien sahen die ältesten erhaltenen Teilen dieser Fabrik lange Zeit lediglich wie ein Gebäude in erbärmlichem Zustand oder eine Ruine aus. Das dies einmal eine erfolgreiche Keramikfabrik war, in der die Schlote der Tonöfen rauchten und Transportbahnen Ton aus Deutschland anlieferten, war da nur schwer vorstellbar. Früher lag hier kiloweise gebrannter Ton in Reihen auf den hohen Dachböden aufgereiht, bis er als Endprodukt für den Transport per Schiff oder Bahn bereit war.

Ganz anders jedoch stellte sich das für Fachleute dar: sie sahen die Chancen, die eine Restoration des Gebäudes und seiner architektonischen Stile und Techniken wie Ziegelornamente an den Fenstern, schöne Balkenkonstruktionen und hohe Balkendecken bot. Und dann waren da auch noch Troggewölbe, Holzpfosten und gemauerte Säulen. Die Experten sahen die Möglichkeiten, dieses alte und verlassene Gebäude wieder zum Leben zu erwecken und zu einem prägenden Element seiner Umgebung zu machen.


Denkmal und Restaurierung

Die Greswarenfabriek stellt ein Stück Industrie- und Regionalgeschichte dar; das Gebäude, die Baumaterialien und die Bautechnik sind charakteristisch und haben einen hohen architekturhistorischen Wert. Ausgangspunkt der Restaurierung war daher, die Bau- und Fassadenelemente so weit wie möglich zu erhalten und die Materialien vor Ort unter historischen Gesichtspunkten, aber auch im Sinne der Nachhaltigkeit zu nutzen. Eine umfassende Restaurierung, bei der eine alte Fabrik als neuer Bildungsstandort umgeeignet wird.

Geschichte der Greswarenfabrik

Der Fabrikkomplex wurde ab 1899 erbaut und umfasste in seiner Blütezeit 6 Hektar. Louis Timmermans gründete 1899 ein Dachziegelwerk und eine Ziegelfabrik. Er arbeitete dabei mit seinen Schwagern Paul und Joseph Teeuwen zusammen, die im gleichen Segment auch eine Fabrik in Tegelen und Kaldenkirchen hatten. 1901 kam eine Fabrik für Steinzeugröhren hinzu, 1905 wurden die Fabriken von den Brüdern Teeuwen übernommen, woraufhin 1940 der Name NV Greswaren Industrie Teeuwen entstand.

Es gibt zwei Phasen eines explosionsartigen Wachstums in der Geschichte der Tonwaren, die für den Bau bestimmt sind: um 1900 die Verpflichtung, in den Städten Dächer nicht mehr mit Stroh oder Schilf zu decken, sondern mit nicht brennbaren Materialien wie Keramik oder Schiefer, um Stadtbrände zu verhindern. Der teurere Schiefer wurde für die repräsentativen Gebäude wie Rathäuser und Kirchen verwendet, aber für die Geschäfte, Häuser und gewöhnlichen Gebäude wurden die keramischen Dachziegel in den Öfen gebrannt.

Louis Timmermans gründete 1899 ein Dachziegelwerk und eine Ziegelfabrik.

Ein zweiter Impuls ergab sich beim Wiederaufbau der Niederlande nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 1950er und 1960er Jahren führte die enorme Nachfrage nach Baumaterialien zu einem weiteren enormen Wachstumsschub. Auch heute noch sind eine Reihe von Keramikproduzenten in der Region ansässig.

 

Eine Lernumgebung mit viel Geschichte und Interaktion

SOML möchte Schülern eine kontextreiche Lernumgebung bieten und so Interaktion zwischen Bildung, Gesellschaft und Wirtschaft möglich machen. Das Gebäude bietet ausreichend Möglichkeiten für die praktische Ausbildung, zusätzlich zu den verschiedenen praktischen und theoretischen Unterrichtsräumen gibt es aber auch ein offizielles Restaurant, das Gresbuus. Hier können Menschen von außerhalb frühstücken, zu Mittag oder zu Abend essen, Schüler können in der Pause ein Sandwich kaufen. Das Restaurant ist in die Aula der Schule integriert, wo zwischen speziellen Ofenbögen separate Sitzbereiche geschaffen wurden. Dieselben Schüler können hier auch Erfahrungen in der Küche und im Service sammeln. Eine weitere Form von Synergieeffekt im Gebäude bietet eine Bankfiliale. Gleich zu Anfang wurde bereits abgeklärt, ob diese Bank Auszubildenden für wirtschaftliche Berufe Einblicke in ihre Arbeit geben könne. Im ersten Stock ist ein kompletter Bürogarten eingerichtet worden. Firmen können hier Räume mieten, aber auch für die Zusammenarbeit mit Schülern nutzen. Es gibt auch Raum für soziale und kulturelle Einrichtungen, wie z.B. einen Theaterverein. Zusätzlich wurden auch Gespräche mit einem Zentrum für Tagesaktivitäten, einer Bibliothek und einem lokalen Geschichtskreis geführt.


Maßgenaue Anpassungen für eine neue Schule

Ein so umfassendes Projekt erfordert einen anderen Ansatz. "Eine maßgenaue Anpassung der Installationen ist nötig, weil es bereits definierte Teile im Gebäude wie hohe oder niedrige Räume gibt. Schränke mussten z.B. schon früh durch das Dach gehoben werden, weil sie einfach nicht durch die Eingänge passten. Das Konzept der neuen Schule musste eingehalten werden: geringer Energieverbrauch und ein gesundes Raumklima in Bezug auf Temperatur, Komfort, Licht und Schall. Bei diesem Gebäude hat man sich für sichtbare Technologie entschieden, ein Silo wurde an der Außenseite des Gebäudes platziert, weil wir uns für eine Hochtemperatur-Biomassekesselanlage entschieden haben, außerdem wurden Sonnenkollektoren und eine Wärmepumpe installiert", sagt Stefan Janssen, Direktor des Beratungsunternehmens Klictet. "Wegen des denkmalgeschützten Gebäudes durften wir die Wände nicht fräsen und alles musste mit viel Bedacht installiert werden. Die Wände sind natürlich nicht eben, deshalb haben wir viel Zeit damit verbracht, so genau wie möglich und mit sauberen Bögen zu installieren. PEVO van Montfoort war für uns der ideale Installateur. Sie haben sich genau angesehen, welche Vorgaben zu beachten waren, zum Beispiel bei der Beleuchtung, und haben ein passendes System gefunden. Ich kann nur sagen, dass es eine perfekte Kollaboration war, auch die Zusammenarbeit mit Glamox war großartig; ein gutes Lichtdesign, das wir mit dem Architekten abgestimmt haben und das sich perfekt einpasste. Es war die erste Zusammenarbeit mit Glamox, und wir arbeiten bereits am nächsten Projekt", sagt Janssen.

 

Kreativ zwischen Trägern installieren

"Was für eine Herausforderung", sagt Stephan van Grimbergen vom Installateur PEVO van Montfort Elektro und lacht, "etwas Altes mit einem neuen Aussehen unter Verwendung der modernsten Technologie umzubauen". Er war an der Projektvorbereitung beteiligt, arbeitet als Zeichner und Ingenieur. "Projekte wie dieses sind einzigartig, normalerweise arbeiten wir zum größten Teil in den traditionellen einfachen Gebäuden, aber dieses ist sehr speziell. Man kommt in ungewöhnliche Situationen, man kann sich auf dem Papier viel ausdenken, aber in der Praxis muss man sich mit tragenden Elementen und Einschränkungen, Brandschutzauflagen und Denkmal-Auflagen auseinandersetzen. Für die Anordnung der Beleuchtungselemente hatte Glamox einen Entwurf vorgelegt, der gleichzeitig sehr durchdacht und kreativ war. Für mich war es meine erste Zusammenarbeit mit Glamox, und direkt eine sehr gute, alles wurde sehr verlässlich und genau durchdacht geliefert. Für die Montage der Pendelleuchten wollten wir die Aufhängesets früher haben, und das hat sofort geklappt", sagt Van Grimbergen zu seiner ersten Erfahrung mit Glamox.


In Reihe montierte Multiform-Beleuchtung

Die dekorativen Glamox-Pendelleuchten heben sich von den alten verwitterten Deckenbalken ab. Im Auditorium, in Unterrichtsräumen, Korridoren und Treppenhäusern sind die dekorativen runden, rechteckigen und quadratischen Pendelleuchten der C90-, C95- und C80-Leuchtenserie installiert. Die robusteren i10-Leuchten finden sich auf Schienen montiert an eher technischen Einsatzorten. Die C63-Leuchte für den Einsatz nach strengen Hygienestandards in der Lebensmittelindustrie kommen in den Küchen zum Einsatz. Verschiedene andere Glamox-Leuchten wurden im gesamten Gebäude eingesetzt, darunter die Downlights D70, die Anbauleuchten i60, Spiegelleuchten A40, Einbaustrahler O87 und Außenleuchten O84 und O46.

Farbtemperatur und Beleuchtungsstärke können in der Sozialzone des Restaurants und des Auditoriums variiert werden, um andere Atmosphären zu kreieren. In den Lehrräumen wurde Human Centric Lighting installiert, so können die Lehrer die Farbtemperatur des Lichtes steuern. Eine warme Farbtemperatur für soziale Aktivitäten und eine kühlere Farbtemperatur während der Testzeiten sorgt bei den Schülern nicht nur für erhöhtes Wohlbefinden und Wachsein, sondern auch für optimierte Ergebnisse. Obwohl sie aufgrund der Corona-Beschränkungen bislang nur kurze Zeit damit arbeiten konnten, sind die Lehrer schon jetzt von diesen Möglichkeiten begeistert.

Das Endergebnis ist ein authentisches Industriegebäude mit einem hippen neuen Look und einer warmen Atmosphäre. Ein einzigartiges Projekt, auf das alle Beteiligten stolz sind.